
Warum ist es überhaupt wichtig, dass ich meinen Hund besser verstehe? Warum hilft es mir im Alltag, seine Körpersprache lesen zu können und mehr über seine Bedürfnisse und Motivationen zu wissen?
Stell dir folgende Situation vor: Du bist mit deiner Hündin auf einem ruhigen Wiesenweg spazieren. Sie läuft ohne Leine ein Stück vor dir. Als ihr euch der Straße nähert, willst du sie anleinen und rufst sie. Deine Hündin ist aber noch mit einer Duftspur beschäftigt… Du rufst sie nochmal, schon etwas ungeduldig. Langsam setzt sie sich in deine Richtung in Bewegung. Weil du einen Termin hast und unter Zeitdruck stehst, machst du ihr genervt deutlich, dass sie sich gefälligst beeilen soll! Und was macht deine Hündin? Sie dreht in einem Bogen ab und beginnt intensiv am Boden zu schnüffeln!
Was ist hier passiert? Ist deine Hündin stur oder gar dominant und will dir zeigen, dass sie noch nicht heimgehen will?
Nein, viel wahrscheinlicher ist, dass sie deine Ungeduld wahrgenommen hat. Am Anfang war sie vielleicht einfach durch den Duft abgelenkt und konnte sich nicht gleich davon losreißen. Dann hat sie aber deine schlechte Stimmung gespürt und versucht dich auf ihre hündische Art freundlich zu stimmen. Nämlich indem sie dir Beschwichtigungssignale gesendet hat – im Bogen Laufen und am Boden Schnüffeln!
Sehr oft im Alltag kommt es zwischen Hund und Mensch zu ähnlichen Missverständnissen. Daraus entstehen Konflikte und Ärger. Kannst du deinen Hund aber lesen und weißt über sein Verhalten Bescheid, lassen sich viele Situationen relativ leicht lösen. Statt deine Hündin zu schimpfen, wenn sie nicht gleich kommt, könntest du sie zum Beispiel mit freundlicher Stimme einladen, dich seitlich drehen und dabei ein paar Schritte nach hinten machen. Und schon wird sie viel lieber und flotter zu dir kommen. Und wenn dann noch Lob und vielleicht sogar eine Belohnung für sie herausschauen, wird sie das Ankommen bei dir mit positiven Gefühlen verbinden und in Zukunft umso lieber zu dir laufen.
Wenn du weißt warum dein Hund etwas tut (oder nicht tut), fällt es dir viel leichter eine Lösung für die Situation zu finden.
Nehmen wir als weiteres Beispiel Ziehen an der Leine. Wenn du nicht weißt, warum dein Hund an der Leine zieht, wirst du dir schwer tun, die richtige Trainingsmethode zu finden. Es kann sein, dein Hund zieht, weil er etwas für ihn Interessantes entdeckt hat und da unbedingt hin will. Oder es könnte sein, dass er körperlich unausgelastet ist und erstmal eine Runde laufen muss, bevor er es schafft an der lockeren Leine zu gehen. Oder das Geschirr oder Halsband schnürt ihn ein und er will von dem unangenehmen Gefühl weg. Oder er hat noch nie erfahren, dass nahe bei dir an der Leine zu gehen etwas Positives ist. Oder ihr seid in einer neuen Umgebung, dein Hund ist deswegen furchtbar aufgeregt und kann gerade nicht langsam gehen! Je nachdem was die Ursache des Verhaltens ist und welche Motivation dahinter steckt, wird der Trainingsansatz etwas unterschiedlich sein.
Für ein wirkungsvolles Training ist es also wichtig, dass du deinen Hund verstehst, dass du seine Körpersprache lesen kannst, seine Bedürfnisse kennst und darauf eingehen kannst, dass du die Motivation hinter seinem Handeln, sowie die Auslöser für sein Verhalten identifizieren kannst. Erst dann ist effektives Training möglich. Und deshalb will ich dir zeigen, wie du deinen Hund lesen lernst, wie du erkennst, was er braucht, was seinen Motivationen sind, wie du damit umgehen kannst und ihm klar und eindeutig kommunizierst, was du von ihm möchtest.